Das zweite Expertengespräch des „Kabinengeflüsters“ vom 26. April behandelte das Thema „Sicherheit im Sport“. Zu Gast waren die Experten Manuel Madunic, Geschäftsführer der Agentur KIM SportManagement und Gründer der KIM Alumni, und Fabian Herzog, Geschäftsstellenleitung und Zuständiger für den Bereich Sponsoring bei dem Eishockey-Club Krefeld Pinguine.
Wie sind die Krefeld Pinguine finanziell und strukturell abgesichert? Und ist Sicherheit in der Sportbranche aktuell überhaupt verfügbar?
Das und viele weitere interessante Fragen haben die beiden Experten in dem Live-Interview beantwortet. Dieser Artikel zeigt einen kleinen Ausschnitt davon. Das Video zum Interview könnt ihr auf dem Instagram-Kanal der KIM Alumni (@kim.alumni) ansehen.
Was ist Sicherheit im Sport für Euch?
Manuel Madunic: Vor einem Jahr hätten wir beide wahrscheinlich noch was anderes geantwortet. Auf den ersten Blick klingt Sicherheit im Sport nur nach Schutzkleidung für Eishockey-Torhüter. Doch seit dem letzten Jahr versteht sich, gerade für Leute, die in dieser Branche arbeiten, darunter was ganz anderes. Planungssicherheit stellt sich als ist ein ganz wesentlicher Faktor zum Gewähren von Sicherheit im Sport heraus. Vereine, Agenturen oder Sportler können zum Teil gar nicht wissen, wie sie aktuell aufgestellt sind und ob sie nächstes Jahr noch da sein werden. Je mehr Planbarkeit vorhanden ist, desto mehr können wir von Sicherheit sprechen. Doch die Art von Sicherheit, genau zu wissen, „wohin die Reise gehen wird“, kennen wir in unserer Branche nicht und das war auch schon vor der Corona-Pandemie der Fall, hat nun jedoch ein weitaus größeres Ausmaß angenommen.
Fabian Herzog: Sicherheit ist ein ganz großes Thema im Eishockey. Einerseits für die Sportler, da es hier zu schwerwiegenden Verletzungen kommen kann, wenn nicht ausreichend Schutzkleidung getragen wird. Auf der anderen Seite sehe ich das ähnlich wie Manuel: Finanzielle und wirtschaftliche Sicherheit kalkulieren zu können. Es ist gerade umso schwieriger durch die Corona-Krise geworden. Wir können nicht mit Zuschauern - einer der wichtigsten Faktoren in unserem Sport - kalkulieren, denn diese Sicherheit haben wir momentan nicht, obwohl wir natürlich gerne die Emotionen wieder zurück ins Stadion bringen würden. Wir wollen vor allem auch Sicherheit für unsere Mitarbeiter schaffen, ihr Gesundheit schützen und Jobsicherheit schaffen. Das ist das oberste Ziel, das wir aktuell verfolgen.
Wie funktioniert finanzielle Sicherheit in einem Verein, vor allem in Bezug auf die Sponsoren?
Fabian Herzog: Wenn man jetzt 14 Monate zurückblickt als alles losging, dachte wohl niemand von uns, dass wir davon so sehr betroffen sein würden und ein Jahr lang keine Zuschauer empfangen können. Uns fehlen die Einnahmen von den Zuschauereintritten und Merchandise-Verkäufen an Spieltagen, was im Eishockey ein viel verheerenderes Thema ist als beispielsweise im Fußball, wo die Einnahmen durch TV-Ausstrahlungen bereits sehr hoch sind. Wir mussten im letzten Jahr sehr flexibel reagieren und kreative Lösungen für Partner suchen, die mit uns verschiedenste Verträge abgeschlossen hatten, zum Beispiel zu Logenplätzen oder Ticketkontingenten für die Mitarbeiter. Wir konnten dabei unseren treuen Partnern durchaus vertrauen und haben viel Zustimmung und Entgegenkommen erfahren dürfen, um die Umstellung umzusetzen. Aber die Schonfrist ist vorbei. Wir hatten ein Jahr Zeit auf die Bedingungen zu reagieren. Nun haben wir relativ genaue Vorgaben seitens der Liga erhalten, wie wir die neue Saison genau planen und kalkulieren sollen. Damit wissen wir relativ genau, was auf uns zukommt und können unseren Partnern erneut eine gewisse Sicherheit in Bezug auf Planbarkeit bieten, was sowohl ihnen als auch uns zugute kommt.
Das Thema Marke treibt KIM an. Bietet Marke gleichzeitig Sicherheit im Sport, wenn man diese gut ausgebaut hat?
Manuel Madunic: Prinzipiell kann man sagen, dass Marke immer Sicherheit bietet. Zu tausend Prozent. In so einer Phase wie Corona ist das alles noch einmal gesonderter zu sehen, da es etwas ist, mit dem man so nicht rechnet. Ich würde das nicht auf Marke an sich runterbrechen, sondern auf Werte. Werte bieten Sicherheit. Die Sicherheit, etwas zu haben, auf das man sich verlassen kann, nämlich über Werte stets mit dem Fan verbunden zu sein, ist genau das, was uns im Sport sehr hilft.
Reichen die Werte, für die man steht, in der aktuellen Phase aus, um Sponsoren zu halten?
Fabian Herzog: Schwierig. Ich glaube, dass man die Werte, für die man steht, nicht nur haben, sondern auch durchaus transparent vertreten muss. Das ist auch etwas, für das die Krefeld Pinguine stehen wollen und müssen. Wir sprechen mit unseren Partnern und Sponsoren ganz offen über unsere Werte und bieten ihnen stets einen Blick hinter die Kulissen, damit sie das Gefühl für die Nähe, das Familiäre und das Zugehörigkeitsgefühl, für das wir stehen, vermittelt bekommen.
Existiert das Thema Planungssicherheit aktuell sowohl in der Agentur als auch im Verein?
Manuel Madunic: Prinzipiell ja. Wir wissen jedoch, dass Planungssicherheit im Sport nur halb so viel wert ist wie in anderen Branchen, da vieles dann doch anders kommt als man denkt. Trotz Corona kann man planen. Man muss nur flexibel sein. Ich stand die letzten Monate mit einigen Vereinen im Austausch und alle haben das gleiche gesagt: Man muss in Szenarien planen. Und genau das tun wir gerade auch in unserer Agentur bei KIM. Wir versuchen abzuschätzen, was bis wann alles passieren könnte, rechnen mit dem „worst case“ und profitieren dann von den Situationen, die sich als weniger folgenschwer herausgestellt haben. Aus der Planung heraus kann man dann flexibel reagieren und das ist ein großer Vorteil, daher würde ich die Frage mit ja beantworten.
Fabian Herzog: Ich sehe das auch so - absolut. Ein Grundplan ist gegeben. Je nachdem, was für Entscheidungen getroffen werden, müssen dann verschiedene „Schubladen“ mit den jeweiligen Plänen geöffnet werden. Vorbereitet sind wir. Dadurch schaffen wir eine Grundsicherheit, besonders für die Mitarbeiter und Partner, und reagieren dann situativ auf ein Ereignis. Flexibilität muss zu hundert Prozent gegeben sein, damit die Organisation funktioniert.
Beide Experten bestätigen, dass mit einem Grundplan und ausreichend Flexibilität, diesen auf verschiedene Situationen abzustimmen, Sicherheit für Vereine und Verbände, aber auch Agenturen, durchaus gegeben sein kann, wenn auch nur bis zu einem gewissen Maß.
Wir hoffen, dass trotz dieser erschwerten Umstände der Sport wie wir ihn kennen weiterhin bestehen bleibt und alle Sportler, Vereine und Verbände, mit denen wir zusammenarbeiten uns auch in Zukunft Gänsehautmomente erleben lassen.